Etwas mehr als 5 Jahre gibt es nun das Projekt Agentinnen. Zeit, um einmal selbstkritisch, informativ und mit einem Blick
hinter die Kulissen aufzuzeigen, was alles dahinter steckt. Ausnahmsweise möchte ich einmal aus dem Hintergrund treten uns selbst das Wort ergreifen. Ich bin einfach irgendjemand.
Vielleicht kann man mich vergleichen mit dem Charlie aus 3 Engel für Charlie, passt ja halbwegs. Nun denn, hier also der grosse Backstage Bericht über das gesamte Agentinnenprojekt.
Ursprung: Jahrelang habe ich für freie Radios Sendungen und Interviews gemacht. Schon seit Anfang an
störte mich, immer nur die eigene Plattensammlung oder aber die Empfehlungen von angeblichen Kennern zu spielen. Andererseits waren dort in den Radios massenweise CDs von Bands, die niemand
anhörte, unbekannte Bands.
Irgendwann, bei einer Morgenshow an einem Dienstag, ich war alleine senden. Mir war langweilig und so habe ich
angefangen, die ganzen CD Stapel durchzuhören. Ich hatte noch eine weitere Stunde zu senden. Plötzlich kam mir die Idee, eine Demohitparade zu veranstalten:
Jede CD einer unbekannten Band hatte nach dem Zufallsprinzip (ich habe einfach ohne vorher zu hören einen Song ausgewählt
und in voller Länge gespielt) die Chance, im Radio zu laufen. 10 Titel in einer Stunde, manche 8 Minuten lang, manche 1,5 Minuten, von Heavy Metal über Hip Hop, Elektro bis hin zu Schlager alles
hintereinander. Dazwischen ging ich über den Äther, gab Infos zu den Bands und bat die Hörer, anzurufen, direkt live, um mir alle Songs zu bewerten, die ich spielte.
1 war die Bestnote, 6 die schlechteste Bewertung. Das passierte 1998. Die Reaktion auf dieses Experiment war ziemlich
überraschend. Ich erhielt über 20 Anrufe, was bei vielleicht 300 Hörern insgesamt sehr gut ist. Das verblüffendste Ergebnis war:
- Bands, die besser als 2,5 waren insgesamt, kamen auch in meinem privaten Bekanntenkreis gut an, und es war egal, ob man
den Stil sonst hörte oder nicht. Klassikfreunde hörten sich ebenso die Songs in der Stunde an wie die Heavy Metal Freaks einen Schmusesong aus dem Popbereich positiv bewerten konnten.
- Die Bewertungen waren meistens, egal wer anrief, kaum abweichend, sie drifteten nie stark auseinander.
Für mich war das das Startsignal, dass es eine grössere Toleranz und Basis gibt, dass sich Menschen über den Tellerrand
von dem, was ihnen üblicherweise geboten wird, interessieren. Es kommt nur darauf an, wie mam es anbietet. Das ist das Ur-Prinzip des Agentinnenprojekts
Die Geburt der Agentinnen: Wie kommt man(n) von einer Radiosendung auf Kopftuch & Sonnenbrille?
Diese Frage ist die häufigste, die ich höre. Nun, es ist das Jahr 1999, als sich das Internet langsam, aber stetig durchsetzte. Jeder wollte eine Webseite, so auch ich für meine
Demohitparade.
Aber schon damals habe ich gelernt, nicht die X-te tolle Bandwebsite sein zu wollen, sondern durch Andersartigkeit fällt
man auf, denn dann blieben die Leute auf den Webseiten. Als ich darüber sinnierte, wie ich die Webseite nennen könnte, dachte ich an Agenten aus der Musikbranche. Diese gingen damals noch
unerkannt zu Konzerten gaben sich dann später zu erkennen gegenüber den Bands, wenn sie gut waren. Dieses Prinzip des Unbekannten gefiel mir gut. Nur, ich wollte ja nicht Agenten der Major Labels
kopieren, und dann kam ich auf "AgentInnen" mit grossem I, um die geschlechtliche Gleichberechtigung darzustellen.
Aber auch das war nicht so das gelbe vom Ei. Dann sah ich den Film Charade mit Audrey Hepburn, sie mit weissem Kopftuch
und Sonnenbrille getarnt, wie sie Gary Grant verfolgt und ich dachte mir, DAS IST DIE IDEE.
Agentinnen soll das Projekt genannt werden, dazu das Outfit aus den 60ern. Gut war, keine Frau trug Kopftuch aus
modischen Gründen. Also war das ganze total unbesetzt, aber trotzdem ein Hinkucker. Und es begab sich, dass ich ein paar Studienkolleginnen überreden konnte, in einer Disco zu einer Zeit, wo noch
geschlossen war, mit Sekt, Outfit und einem befreundeten Fotografen die ersten Agentinnentakes zu machen, das war im Dezember 1999. Bis zur tatsächlichen Realisierung des Projekt sollten fast
noch 10 Jahre ins Land gehen, der Grund war mangelnde HTML Kentnnisse, der Wunsch, unabhängig mit seiner Idee zu bleiben (also alles selbst machen zu können) und zu wenig Geld, um sich sowas
bauen zu lassen.
Zwischenzeit: Bis es soweit war, dass tatsächlich eine fertige Homepage stand, sowie es hier heute
sichtbar ist, ging es noch ein paar Jahre. Ich war mit einer anderen Tätigkeit sehr beschäftigt, einer Radioshow für Rock zusammen mit einem hervorragenden Partner,
verbunden mit einem beruflichen Wechsel in eine andere Stadt. Aber ganz los gelassen hat mich die Idee nie. Und unbekannte Bands habe ich immer interviewt und aufgespürt.
2004 schliesslich fragte ich eine Band, ob ich nicht Lust hätte, an einem Videoprojekt von ihnen dabei zu sein, und so
kam ich zum ersten mal in Berührung mit Videos. Sofort war mir klar, Agentinnen werden per Video lebendig, nicht per Radio oder nur Photos. Und die erste Agentin auf bewegten Bildern, das war
Agentin Astrid.
2004 drehte ich ein erstes Motiv mit ihr mit Kopftuch und Sonnenbrille mit einer ausgeliehenen Videokamera, Youtube gab
es noch nicht. Der Film, das Outfit, die Idee kam gut an bei meinen Freunden. Das war dann der eigentliche Startschuss, aber noch immer dauerte es 4 Jahre, bis ich endlich eine eigene halbswegs
gute Videokamera, Labtop, Software und Darstellerinnen hatte, um das Projekt ernsthaft anzugehen. Zwischenzeitlich gab es 2008 auch schon eine Weile Youtube, und es gab Overblog, das leicht zu
bedienen ist und einigermassen aussieht als Webseite. Im August 2008 war somit der Beginn dieses Projekts und demnächst folgt die Fortsetzung, wie es weiterging bis heute.