Kleidungszustellung: Lamoda-Kurier gibt Modetipps



Unzuverlässige Post in Russland revolutioniert Online-Mode-Shops
Lamoda.ru: Beratung durch Kurier inklusive
Moskau: In Russland feiert eine neue Geschäftsidee mit online bestellter Mode Erfolg: Der Internet-Shop Lamoda http://lamoda.ru liefert Kleidung an Kunden mit eigenen Kurieren, die zugleich Modeberatung leisten, auf die Anprobe warten und die Sachen bei Nichtgefallen auch gleich wieder mitnehmen. Damit wandelt die Firma ein großes Problem von russischen Online-Shops in ein funktionierendes Geschäftsmodell um: die notorische Unzuverlässigkeit der Post in Russland.

15 Minuten Zeit für die Anprobe
Mit 400 Autos bringen 700 uniformierte Lamoda-Kuriere Kleidung von Warenhäusern in Moskau und 20 weiteren Städten zu ihren Kunden. "In Russland muss man mehr leisten, um den Konsumenten zufriedenzustellen, weil es nicht so etwas wie DHL im Westen gibt", lässt sich Lamoda-Chef Niels Tonsen von der Businessweek zitieren. "Man muss so etwas selber machen." Der Postdienst sei generell eine der größten Herausforderungen für E-Commerce in Russland, deswegen habe Lamoda die nötige Infrastruktur selbst aufgebaut.
Die Firma war vor drei Jahren vom deutschen Start-up Rocket Internet ins Leben gerufen worden, das auch den Mode- und Schuh-Shop Zalando http://zalando.de in Deutschland gestartet hatte. Lamoda-Kuriere liefern meist am nächsten Tag und geben beim Anprobieren Modetips und Hinweise zur benötigten Größe - also genauso wie traditionelle Verkäufer in örtlichen Geschäften. Nach 15 Minuten können sich die Kunden entscheiden, ob sie die Sachen behalten oder zurückgeben.
Wenn sie sich zum Kauf entscheiden, können sie sofort bar oder per Kreditkarte zahlen. Die Lieferung kostet nichts, obwohl sie bei einer Bestellung im Wert von 100 Dollar bis zu 25 Prozent ausmachen dürfte. Die Firma will die Kleidung in einer Preislage anbieten, wie sie bei normalen Geschäften üblich ist. Die Umsätze steigen, allerdings schreibt Lamoda noch Verluste. Tonsen will nichts über die Finanzen der Firma sagen, aber laut dem Marktforschungsunternehmen Infoline-Analitika soll sie noch 2014 profitabel werden.
Kuriere nicht schonungslos ehrlich
Inzwischen genießen Kunden wie die Moskauer Büroangestellte Vitaslavna Minaeva den Service. Der 23-Jährigen macht es nichts aus, wenn der Kurier wartet, während sie Kleider anprobiert: "Ich biete ihm normalerweise einen Kaffee an und gehe für die Anprobe in ein anderes Zimmer." Die Kuriere seien nett und könnten sie beraten, wenn sie sich nicht zwischen zwei Stücken entscheiden könne. Geschäftsführer Tonsen gibt allerdings zu: "Sicherlich werden unsere Verkäufer den Kundinnen nicht sagen, wenn Ihr Hintern zu dick in diesem Kleid aussieht."