Man entdeckt und lernt immer wieder etwas Neues.
Man verbindet seinen eigenen Charakter mit den Lebensumständen einer anderen Person. Ebenso entwickelt man ein tieferes Bewusstsein
für das eigene Innenleben
im Kontrast zur Aussenwelt. Für
mich ist es eine Form der Emotionsverarbeitung.
2) Wann
hast du entschieden, Schauspielerin zu werden?
Die Faszination für das Schauspiel hatte ich schon immer. Jedoch hatte ich kein Vorbild.
Ich kannte keinen Schauspieler.
Das Einzige, was ich kannte, war das Schultheater. Auf der Bühne habe
ich mich wohl gefühlt. Aufgrund der spärlichen
Förderung
und des kleinen Marktes hat es ein bisschen länger gedauert, bis ich verstanden hatte, dass
Schauspiel ein reale Option ist.
3) Was war
denn deine erste Schauspielerfahrung?
Meine Allererste? Wenn ich mich genau erinnern mag war
das in der 2ten Klasse.
Der Räuber Hotzenplotz. Ich durfte einen Bart tragen.
4) Später
bist du dann auch als Sängerin auf der Bühne
gestanden.
Für mich
sind sich Singen und Schauspielen sehr ähnlich: Beide sind ein direkter und individueller
Ausdruck vom Innenleben. Sich mit der Stimme auszudrücken hat
für
mich eine sehr befreiende Wirkung.
5). Für Schauspielerinnen gibt es ja Film
und auch Theater als Bühne. Was gefällt dir besser?
Ehrlich gesagt finde ich
es schwierig, die beiden zu vergleichen. Die Arbeit vor der Kamera ist sehr
intim und genau. Die Kamera sieht alles - Jedes Zucken. Man kann nichts
verstecken und muss gleichzeitig die technischen Herausforderungen im
Hinterkopf behalten. Es ist zu einem grossen Teil eine Frage der Konzentration,
insbesondere dann, wenn eine Szene mehrere Male wiederholt werden muss.
Im Theater kann man ohne
Unterbrechung im Charakter bleiben. Die Energie im Raum hängt
nicht nur von den Schauspielern, sondern auch von dem Publikum ab. Das wiederum
erfordert Flexibilität.
Ich finde das Medium Film
sehr faszinierend, weil es die Zeit festhält und schnellste Verbreitung findet.
6) Welche Rollen gefallen dir am besten? Bevorzugst
du Dramen oder Komödien?
Ob Drama oder Komödie, spielt
für
mich weniger eine Rolle, solange das
Skript originell ist. Eine Komödie braucht gute Dialoge, was leider nicht immer
der Fall ist Julian Moore, Kate Winslet, Nicole Kidman haben immer wieder
interessante Rollen.
7) Wie definierst du selbst eine gute
Schauspielerin/Schauspieler? Welche Eigenschaften braucht man?
Mut. Tiefgang. Instinkt.
Neugier. Fokus. Empathie. Disziplin. Intelligenz.
8) Was war für dich bisher der grösste
Augenblick in deiner Karriere als Schauspielerin?
Ich durfte Anfang des Jahr
in einer internationalen TV Show namens Believe
(Produziert hat J.J. Abrahms und Alfonso Cuaron) die jüngere
Version von Shohreh Aghdashloo spielen - eine brilliante iranische
Schauspielerin (A House of Sand and Fog). Ich spielte eine junge iranische Mutter
in Tehran zur Zeit der Revolution in 1979. Meine Grossmutter in Tehran (r.i.p)
konnte es gerade noch miterleben und das alleine war für mich
gross genug.
11) Du lebst jetzt in den USA. Was ist hier im Schauspielbusiness anders
als in der Schweiz?
Alles. Man kann die USA
nicht mit der Schweiz vergleichen. In NYC gibt es 50.000 Schauspieler und
unendlich viele Projekte. Es gibt Workshops, bei denen Casting Directors
kennenlernen kann und diverse Online Plattformen mit den Castings. Im Schnitt
renne ich wöchentlich zu 4 - 6 Castings. Man lernt
schnell, Absagen nicht persönlich zu
nehmen.
Ich hoffe jedoch sehr,
dass sich in der Schweiz endlich mal was tut. Man könnte
beispielsweise Dänemark als Vorbild nehmen.
12) Hat dir die Erfahrung aus Singen, Moderieren und Spielen geholfen?
Wird man dadurch vielseitiger?
Auf jeden Fall. Texte
auswendig lernen und wiedergeben, Kameratraining, ein Bewusstsein dafür, wie
was rüberkommt.
13)
Was planst du als Nächstes?
Ich arbeite gerade an
meinen Künstlervisa, damit ich hier bleiben kann. Das
ist das nächste Ziel. Ebenso plane ich mein zweites
Burning Man und kann es kaum erwarten.